"Trösten, die vergessene Kunst "


6.Teil : „Bitte sofort!“

In den folgenden Jahren, in denen meine beiden Kinder gesund heranwuchsen und immer größer und kräftiger wurden, schien das Lebenslicht der beiden Nachbarkinder langsam zu verlöschen.

Eines Vormittags stand ich gerade in der Küche und war dabei, das Mittagessen vorzubereiten, als sich plötzlich unüberhörbar und sehr deutlich meine innere Stimme zu Wort meldete. Ich hatte diese Erfahrung bisher noch nicht allzu oft gemacht und war daher zunächst etwas verwundert und ungläubig über das, was ich da innerlich hörte. „Hören“ ist eigentlich zu viel gesagt. Es war eher so, als ob sich in meinem Kopf plötzlich Gedanken meldeten die sich wie gesprochen anfühlten, und die nicht von mir kamen. Bisher waren es immer liebevolle Hinweise gewesen, die im Nachhinein immer wichtig gewesen waren. Und trotzdem war ich sehr verwundert über das, was mir da eben gesagt wurde!

„Bitte geh sofort zu Frau Guter!“ drängte meine innere Stimme liebevoll. Natürlich lasse ich mich zu nichts drängen! - Ich überprüfe immer mit meinem Verstand. Es schien keinen Grund zu geben, jetzt, kurz vor Mittag meine Nachbarin beim Kochen zu stören! Während mein Verstand noch Einwände erhob, wurde die dringende Bitte wiederholt, mit deutlicher Betonung auf „sofort“: „Bitte geh sofort zu Frau Guter!“

Zu meinem Erstaunen bemerkte ich, dass ich bereits dabei war, mir die Küchenschürze abzubinden, und mich schon neben der Haustür befand. Im nächsten Augenblick hatte ich die Hand auf der Klinke – es musste wirklich dringend sein – was auch immer.


Fortsetzung folgt!
Die Namen der beteiligten Personen wurden geändert, um ihre Identität zu schützen.