Liebe Leserin, lieber Leser,

ich hoffe, es geht Ihnen gut und Sie sind gut durch die vergangene Woche gekommen! Im Augenblick haben viele von uns mit einem besonderen  Thema zu tun, - ob sie es wissen, oder nicht.  Vieles, was sich im Augenblick  im Alltag an Herausforderungen zeigt, versucht uns auf  einen „Mitspieler“  unseres täglichen Lebens aufmerksam zu machen.

Dieser Mitspieler – oder diese Mitspielerin ist ziemlich klein, eigentlich schon sehr alt – fast so alt wie Sie selbst, - und doch sehr jung.


Es handelt sich um Ihr „Inneres Kind“, das verzweifelt auf sich und seine Bedürfnisse aufmerksam zu machen versucht!  Egal, wie groß oder wie alt Sie inzwischen sind – in jedem von Ihnen, und natürlich auch von mir – steckt so ein kleines, hilfloses Wesen, das immer noch mit großen Augen zu seinen (damaligen) Eltern aufschaut und hofft, dass sie  es beachten!


Nun, die Eltern hatten damals so viel anderes um die Ohren – und oft haben sie das leise Stimmchen ihres Kindes einfach nicht gehört. Oder alles andere war wichtiger, als das Versprechen, das sie ihm gegeben hatten …  Sie hatten ja auch eigentlich Recht.

Aber was die Eltern damals nicht wussten: Es blieb in diesem kleinen, vielleicht zwei-, dreijährigen Jungen oder  Mädchen, vielleicht war er oder sie ja auch schon ein Vorschulkind, vielleicht sogar sieben oder acht Jahre alt – es blieb in diesem Kind, das Sie und ich waren, eine tiefe Enttäuschung zurück .


So oft waren diese kleinen oder größeren  „Nein, Liebes, jetzt habe ich keine Zeit“ - Enttäuschungen  erlebt worden, dass sich aus den immer wieder kehrenden  Erfahrungen dieser Kinderseele  eine tiefe Sehnsucht nach Liebe und Aufmerksamkeit bildete.  Und der tiefe Wunsch, endlich auch einmal an die Reihe zu kommen. Auch einmal wichtiger zu sein, als alles andere!

Sicher, Sie können sich daran überhaupt nicht mehr erinnern. Ich mich auch nicht! Und natürlich können Eltern nicht perfekt sein. Das ist klar.

Aber jedes kleine Kind hat den Ur-Wunsch, geliebt und beachtet zu werden – und jede kleine Seele leidet, wenn ihre Liebe nicht bemerkt wird – und sie einfach übersehen wird.



Wie alt wir auch inzwischen sind, und wie gut wir auch inzwischen die Unvollkommenheit unserer Eltern verstehen können – das kleine Kind sitzt immer noch auf seinem Kinderstühlchen  und freut sich darauf, dass Papi oder Mami sich endlich Zeit  nehmen, mit ihm zu spielen. Wenigstens fünf Minuten…

Aber wir, die wir so erwachsen und vernünftig geworden sind, haben längst gelernt, dass das Leben kein Spiel ist – und  „erst die Arbeit, dann das Vergnügen“   kommt.  All das funktionierte eigentlich bisher ganz gut, nicht wahr?



Aber dann – ohne Vorwarnung – (die hatte man nämlich übersehen, genau wie das kleine Kind damals) -  steckt uns ein Kloß im Hals. Oder wir müssen uns dauernd räuspern. Oder die Schilddrüse meldet sich – oder wir werden entsetzlich wütend, dass man uns mal wieder übergangen hat –

Oder dass wir vor lauter Pflichten   nie dazu kommen, dass zu tun, was wir uns schon so lange vorgenommen haben und was uns doch so wichtig ist …


STOPP!  Da haben wir es ja!  Was wir als Kind gelernt haben, das „emotionale Muster“, das machen wir auch als Erwachsene weiter:  „Erst die Arbeit und dann das Vergnügen…“


Und genau wie kleine Kinder irgendwann trotzig werden, und sich auf den Boden werfen und mit den Fäustchen  auf den Teppich zu hämmern beginnen, meldet sich plötzlich unser kleines, weinendes, wütendes, missachtetes  Inneres Kind und  wehrt sich. Damals durfte es ja keine Widerworte geben den Erwachsenen gegenüber – und heute hören wir ihm auch nicht zu.


Aber es hat einen „Verbündeten“, unseren Körper!  „Lass  mich mal machen“, sagt der Körper zu dem kleinen Inneren Kind. „Ich werde so lange stören, bis  Dein Erwachsener Mensch „wach“  wird.Bis er versteht, dass Spiel und Spaß und Lebensfreude kein Luxus sind, sondern lebenswichtig!“

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, wenn sich in der letzten Zeit Ihr Hals gemeldet hat, Ihre Schilddrüse, oder eine Wut im Bauch, dann sollten Sie vielleicht mal den Aktendeckel zuklappen, im Haushalt  die „Leb jetzt, - spül später“ - Methode anwenden, und  sich Ihrem Inneren Kind zuwenden.


So, als ob Sie wirklich ein kleines  Kind neben sich auf dem Sofa sitzen haben. „Ich weiß“, könnten Sie vielleicht zu ihm sagen, „ ich weiß, ich habe Dich lange Zeit vernachlässigt. Ehrlich gesagt, ich hatte ganz vergessen, dass es Dich gibt!“ -  (Es kann sogar sein, dass plötzlich eine tiefe Traurigkeit in Ihnen aufsteigt, die so lange Zeit  heruntergeschluckt worden war.  Erinnern Sie sich? )


Und dann fragen Sie Ihr Inneres Kind, den Anteil in sich, der so gerne spielen und  Freude haben möchte, was er jetzt am liebsten hätte.  Vielleicht einfach mal im Garten mit dem Hund Bällchen werfen?   Oder einen alten Heimatfilm anschauen, obwohl die Familie  mit den Augen rollt?
Sich in die Badewanne legen, oder ein bisschen  in der Küche tanzen?


Es sollte etwas sein, was  - nicht unbedingt intelligent sein muss, aber vielleicht  der Seele gut tut. Versprechen Sie Ihrem Inneren Kind, jetzt regelmäßig etwas  zu tun, was Sie wirklich wollen – und nicht nur, was Sie tun müssen!   Planen Sie regelmäßige „Unregelmäßigkeiten“ ein, in denen Sie plötzlich „STOPP!“ sagen, „Jetzt reicht´s. Jetzt bin auch mal ich dran!“

„Freiheit für die Gummibärchen!“   gewisser Maßen.

Ich, für meinen Teil,  habe mir an diesem Wochenende  viel „unvernünftige“ Zeit für mich genommen.  Und ab sofort werde ich morgens  von 9.00 Uhr bis 11.30 Uhr  einen Termin mit mir selbst haben und mein Buch weiter schreiben. Auch wenn der Himmel auf die Erde fällt…


Mit herzlichen Grüßen,

Christine Stark
22.April 2012